Blick in die Steinzeit

Panoramakino – Schauen von Ernhüll nach Hunas – Eine Zeitreise

200.000 Jahre zurück geschaut.
Was eine längst verschüttete Höhle vom Leben in der Steinzeit verrät.

In der Oberpfalz unterwegs zu sein macht mir ja immer Spaß! Wenigstens als Tourist. Natürlich hat es hier, noch lange bevor das Wort Tourist überhaupt gebräuchlich war, schon Besiedlung gegeben. Zahlreiche Burgen und noch viel ältere Hinterlassenschaften des Lebens sind oft noch deutlich sichtbar. Markiert durch Reste von Wällen und Gräben, zeugen sie von den Wohnplätzen der Vorfahren (Kelten) der Oberfpfälzer.

Doch auch schon in Zeiten der oft als Nomaden lebenden Jäger und Sammler ist die Region Lebensraum für Menschen gewesen. Der Neandertaler machte sich die zahlreichen Höhlen dieser Gegend zu Nutze. Als Schutz vor Wind und Wetter, als Rückzugsort zum Schutz vor Raubtieren und zeitweise wohl auch als Wohnort. Die Höhlen sind anscheinend jedoch nicht durchgängig vom Neandertaler belegt gewesen . Zogen sie weiter, nahmen die Wildtiere die Höhlen wieder in ihren Besitz.

Neandertaler lebten in einer Zeitspanne von vor 230.000 Jahren bis etwa vor 30.000 Jahren. Ihre Werkzeuge waren aus Stein und Holz. Vielleicht wurden auch Teile von Tierknochen genutzt.

Was hat das nun alles mit Ernhüll und Hunas zu tun?

Auf einem meiner Ausflüge mit dem Auto kam ich aus Weigendorf in Richtung Ernhüll gefahren. Mir fiel eines Tages am rechten Fahrbahnrand eine Sitzgruppe mit Klappbänken und eine hölzerne Statue mit einer Keule in der Hand auf. Ein Neandertaler!

Die Sessel erinnerten mich sogleich an das unser Kino meiner Jugendzeit . Solche Sitze gab es in der ersten Reihe und es waren die billigsten Plätze. Liebevoll “Rasiersitz” geheißen, da man sehr nah an der Leinwand saß und der Kopf in den Nacken genommen werden musste.
Günstig zum Rasieren… Als chronisch unter Geldmangel leidender Jugendlicher waren diese Plätze am erschwinglichsten für mich…

Aber bei diesem Kino kann nicht die Rede von billig sein! Ein Platz hier, ist sogar ohne Kinokarte zu haben. Und die Aussicht ist fein und reicht in die Ferne! Den Kopf in den Nacken zu nehmen ist unnötig!
Vom knapp 530m hoch gelegenen Ernhüll schweift daher der Blick nach Westen. Über das Tal des Etzelbaches hinweg fällt zunächst der Blick auf eine kleine Hügelkette mit den etwa 560m hohen Kuppen Leitenberg, Moosberg, Herrenberg, Hofberg und Zenkelstein.

Ganz links. am Waldrand vorbei geschaut, liegt vor der Hügelkette der kleine Weiler mit Namen Hunas. Man schaut dabei von der Oberpfalz hinein ins Mittelfränkische, denn Hunas gehört schon zum Landkreis Nürnberger Land.
Aber das ist nicht das Besondere. Am Rande von Hunas fand man eine lange Zeit verschüttete Höhle. Gefüllt mit Sedimenten. Durch den Abbau im dort befindlichen Steinbruch wurde die verfüllte Höhle angeschnitten und wieder entdeckt.

So ähnlich könnte der Höhleneingang ausgesehen haben… Ein Felsvorsrung vor der Höhle diente schon als Unterstand und wurde mit Stämmen und gespannten Fellen zeltartig überspannt. Das Foto stammt von einer anderen Höhle der Oberpfalz (bei Ensdorf), in der ebenfalls Spuren Steinzeitlichen Lebens nachgewiesen sind.

Die Formation in der der Steinbruch und die wiedereröffnete Höhle liegen, heißt Steinberg. Diese Höhle war nach Stand der Forschungen Teil eines ganzen Höhlensystems im Berg, welches aber durch den Betrieb des Steinbruchs heute zum großen Teil nicht mehr existiert.

Die Neandertaler streiften also vor vielen tausend Jahren durch das Land. und nutzen diese damals (die Wissenschaft sagt, dass die Höhle vor 80.000 Jahren einstürzte…) noch offene Höhle. In den aus unterschiedlichen Zeiträumen abgelagerten Sedimentschichten fanden sich viele Spuren von Pflanzen, 130 Tierarten (z.B. Bären, Wölfe und Füchse) und mehrere steinerne Werkzeuge als Zeugen menschlicher Anwesenheit. Und dieses über alle Epochen der Sedimentschichten. Das bedeutet fast 220.000 Jahre dokumentierte Zeit- Menschheit- und Klimageschichte… Das fasziniert!

Eine der Tafeln im Museum Urzeitbahnhof in Weigendorf. Sie beschreibt den sprektakulärsten Fund aus der Höhle bei Hunas.

Der Fund eines Backenzahns mit dem stolzen Alter von knapp 200.000 Jahren ist dann die Sensation dieser Höhle! Ein Zahn. Er gehörte einem der ältesten “bekannten” Bayrischen Einwohner*innen.

In Hartmannshof besucht man am besten vor dem Besuch des Panoramakinos das sogenannte “Urzeitmuseum Hartmannshof”. Dort sind einige Fundstücke aus der Höhle bei Hunas zu sehen. Bildliche und dreidimensionale Ansichten vom Leben der damaligen Menschen finden sich dort ebenfalls.
Wie die Sippen der Neandertaler in dieserGegend gelebt haben, dass läßt sich dann beim Betrachten der Landschaft vom Panoramakino aus, in Verbindung mit der realen Landschaft des Fundortes, sehr schön nachvollziehen. Mit Blick auf die Lage der Höhle, kann ihr persönliches Kopfkino Bilder aus längst vergangenen Zeiten für einen Moment wieder lebendig machen.

Links zum Thema:
Informationen zur Höhle in Hunas
Der Neandertaler
Urzeitbahnhof – Museum